Im Jahr 1976 (lange bevor es "PCs" gab) haben mein Freund und Studienkamerad Rainer Joachim Brandenburg und ich zusammen mit Hilfe eines ca. 1973 auf den Markt gekommenen Chipsatzes von Intersil (IM6100-Familie) zwei identische Computer als PDP-8 Clones selber gebaut. Konstruktionsgrundlage waren allein die Datenblätter der Chips und weitere Intersil-Unterlagen.
Mit Hilfe von Lochstreifen, die wir uns von unserem Physik-Institut an der Freien Universität Berlin geliehen hatten, konnten wir eine Reihe von DEC-Programmen nutzen, auch wenn die Ein- Ausgabe- Operationen auf Binärcode-Ebene ein wenig angepasst werden mussten, weil die integrierten Input/Output-Bausteine der Serie nicht ganz kompatibel zur PDP-8 Hardware waren. Die Hardware ist unter Verwendung der ICs eine Eigenentwicklung und wurde mit manuell gezeichneten „gedruckten Schaltungen“ von uns realisiert. Entflechtung, das Zeichnen, die Übertragung auf photographischen Wege auf kupferkaschiertes Basismaterial, das Ätzen, Bohren, Bestücken und Löten haben wir erfolgreich durchgeführt (10 sogenannte Euro-Platinen im Format 10cm x 16cm und ein Netzteil).
Die PDP-8 von DEC war ein Rechner mit 4096 Speicherplätzen à 12 Bit (Grundausrüstung) und ist Ende der 1960er Jahre in Forschungseinrichtungen weit verbreitet gewesen. Ein solcher Rechner kostete damals deutlich mehr als 100 000 DM (50000 €).
Als Studenten und später als Assistenten waren wir enttäuscht von der umständlichen Arbeit des Programmierens im Rechenzentrum mit Lochkartenstanzer, Abgabe der Karten, Warten, Warten, Warten, dann Rückgabe der Karten und der Ausdrucke - zumeist Fehlerlistings. So entstand die Idee: „Wir brauchen einen eigenen Rechner.“
Am Anfang benutzen wir für unseren IM6100-Computer als Ein-Ausgabegerät einen alten Fernschreiber mit Lochstreifenleser und -stanze. Später konnten wir uns ein gebrauchtes Terminal (Ampex 210+) leisten und benutzten einen Kassettenrecorder als Ersatz für die Lochstreifengeräte. Die Interfacekarte hierfür musste natürlich auch von uns entwickelt werden. Da der Chipsatz in C-MOS Technik ausgelegt war, konnten wir mit einem Batteriepack den Speicher des Rechners wochenlang puffern.
Aktuell verwende ich einen Raspberry-Pi als Massenspeicher, der über die seriellen Schnittstellen mit dem IM6100 kommuniziert.
Vintage Computing Festival Berlin (VCFB) am 12. und 13. Oktober 2019, Deutsches Technikmuseum Berlin